Dinslaken Volkspark

 

Dinslaken

Holztransport mit 1 PS

VON RALF SCHREINER – zuletzt aktualisiert: 01.12.2011 Dinslaken (RP). Forstpflege mit Rückepferden schont den Wald: Im Grüngürtel am Augustaplatz und rund um die Kleingartenanlage Volkspark setzt die Stadt für den Abtransport der Bäume zwei kräftige Kaltblüter ein.

Quelle RP

 

Georg Steves machte mit seinem Pferd Sepp Eindruck bei den Schülern der Klasse 5 d der Realschule Hiesfeld, die sich gestern den Einsatz eine Rückepferdes ansahen. Foto: Martin Büttner

 

Sepp steht auf Möhren. Die Kinder der 5d der Hiesfelder Realschule haben mehrere Kilo mitgebracht. Pro Baumstamm gibt’s eine Hand voll: Leckerchen fürs Rückepferd. Die Kinder füttern, fotografieren, kichern. Biologieunterricht im Wald macht Spaß. Auch Sepp hat sichtlich Freude, vor Publikum zu arbeiten. Immer wieder stapft der fünf Jahre alte Wallach, ein Tiroler Noriker, in das kleine Wäldchen hinein, um Eichen, Kiefern und Buchen zu rücken. Und manchmal schaut er sogar in die Kamera.

 Den Wald schonen
Georg Stevens gibt die Kommandos: „Wiar!“ heißt „Vorwärts!“, ein kurzes „Ja-hott“ und das Pferd dreht auf der Stelle nach rechts. „Ho!“ und Sepp steht. Mit einer Forstkette hängt Stevens einen Baumstamm an das so genannten Ortscheit – das ist der bewegliche Teil des Gespannes von Zugtieren – und „Wiar!“, los geht’s. Sepp zieht das Holz aus dem Wäldchen zum nächsten Weg. Dort liegen schon zahlreiche andere Stämme zum Abtransport bereit. 

Gefällte Bäume mit Pferden zu „rücken“ ist heute kaum noch üblich, und wenn, dann eher in Berggebieten. Heinz Tembergen vom Fachdienst für Grünflächen und Umweltschutz nennt die Bestandspflege mit Vorzeigeeffekt „einen Luxus“, den sich die Stadt Dinslaken nur selten erlaubt. Die Vorteile: Sie ist weniger umweltschädlich als das Holz mit Maschinen abzutransportieren. Pferde schonen den Waldboden und den Wald. Der Abstand zwischen den einzelnen Schneisen, die ins Grün geschlagen werden, um das Holz mit schwerem Gerät zu holen, beträgt in der Regel 20 Meter. „Beim Einsatz von Pferden sind es 40 Meter“, sagt Nicola Basten von der Fuhrhalterei Stevens in Alpen. „Wenn wir nur mit Rückepferden arbeiten würden, könnten wir 20 Prozent mehr an Wald haben.“ Auch Georg Stevens, der mit seiner Frau noch bis Samstag auf der drei Hektar großen Parzelle zwischen Augustaplatz und Kleingartenanlage Volkspark im Einsatz ist, kennt gute Gründe fürs Holzrücken mit ein oder zwei PS: „Ein Pferd, das 15 Jahre im Wald arbeitet ersetzt 70 000 Liter Diesel.“ 

Die Kinder aus dem Gustav-Heinemann-Schulzentrum staunen. Und Sepp zieht mühelos den nächsten Stamm aus dem Wald. Meistens schafft es es Tiroler allein. Auch Peter, ein elf Jahre altes kaltblut aus dem Bayerischen Wald kommt mit den Eichen und Kiefern ganz gut allein zurecht. Nur bei den ganz schweren Brocken wird zweispännig Holz gerückt. 

Sepp bringt 750 Kilo auf die Waage, bei Peter sind es 850. Als Faustregel gilt, dass die Pferde etwa das Dreifach ihres Gewichts bewegen können. Zusammen wären das 4,8 Tonnen. Wieder staunen die Kinder. Hätten sie jetzt noch Möhren übrig, gäbe es eine Extraportion. Aber das Kraftfutter ist längst alle. 

Während einige Jungen versuchen, Bäume zu erklettern und mit Stöcken zu fechten, schießen die Mädchen noch ein paar Erinnerungsfotos. Lisa (10) ist ein besonders schönes gelungen. Sie will es zu Hause aufhängen. 

 Info
Holzrücken
Einsatz Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz
Preise Holzrücken kostet – je nach Entfernung und Gelände – 7,50 Euro pro Festmeter; für eine einspännige Arbeitsstunde werden 35,50 Euro berechnet, für eine zweispännige 42,50 Euro.

Kontakt Fuhrhalterei Georg Stevens, Winnenthaler Straße 37, 46519 Alpen, Tel. 02802 704249, mobil 0280 2704249 E-Mail NicolaBasten@t-online.de