Die starke Truppe im Aaper Busch für die ASG Wesel

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Kaltblüter holen Bäume sanft aus Aaper Busch

VON FRITZ SCHUBERT – zuletzt aktualisiert: 22.01.2013

Wesel (RP). Laub statt Nadeln: Im Zehn-Jahres-Projekt zum Umbau der Natur in Obrighoven helfen jetzt zwei starke Rückepferde mit.

Spaziergänger und unentwegte Ganzjahresjogger können in dieser Woche im Aaper Busch ein seltenes Schauspiel erleben. Seit gestern zerren zwei Rückepferde zentnerschwere Stämme aus dem städtischen Wald zwischen Obrighovens Siedlungsrand und den Lippeauen. Im Zehn-Jahres-Projekt des Betriebs ASG zum Umbau des Forstes haben sie eine wichtige Aufgabe. Abseits der Wege, wo schwere Fahrzeuge den sensiblen Boden ramponieren würden, liegt ihr Einsatzgebiet. Sanft und schonend verrichten sie ihre Arbeit. Und die beiden Kaltblüter tun es mit einer stoischen Ruhe.

„Die starke Truppe“, so nennt sich die Fuhrhalterei Stevens aus Alpen, kommt zu viert daher und präsentiert sich als eingespieltes Team: Nicola Basten (44) und ihr Mann Georg Stevens (50) haben die Zügel in der Hand, Peter (zwölf) und Sepp (sechs) leisten vorn die zwei PS. Stress und Hektik sind tabu. „Gegenseitiges Vertrauen ist wichtig, damit es nicht zu Unfällen kommt“, sagt Georg Stevens. Die beiden vierbeinigen Waldarbeiter reagieren, so der hauptberufliche Kfz-Meister, „viel auf Stimme“. Das hilft, wenn der führende Mensch mal die Zügel verliert. „Sonst muss man gleich so weit hinterherlaufen.“


Die Fuhrhalterei betreibt er im Nebenerwerb mit seiner Frau. Sie arbeitet als PTA in einer Apotheke, hat sich wie Stevens zwei Wochen Urlaub für den Knochenjob im Aaper Busch genommen. Die Pferde haben sie selbst ausgebildet. Auch für landwirtschaftliche Zugarbeiten und Kutschfahrten werden das süddeutsche Kaltblut Peter und der Tiroler Noriker Sepp zuweilen eingespannt. Immer zweieinhalb bis drei Stunden am Stück wird gerückt.

Dann gibt es eine Futter- und Erholungspause für die Tiere. Im Durchschnitt ziehen sie jeweils 150 bis 200 Kilogramm für den Weitertransport zu den Abladeplätzen. Im Extremfall, so Stevens, kann so ein 800-Kilo-Pferd auch mal das dreifache seines Körpergewichts bewegen. Das nötigt auch Experten wie Heinz-Georg Oberender vom Betrieb ASG Wesel und Eckhard Remter vom Regionalforstamt Niederrhein Respekt ab.

Douglasie, Fichte, Kiefer, Lärche – um diese nicht ortsgerechten Baumarten wird der Aaper Busch ausgedünnt. Auf drei von insgesamt 15 Hektar Fläche wurde in Phase eins seit Mitte Dezember jetzt gefällt. Wie berichtet, war dabei ein Harvester, eine Maschine zum Ernten ganzer Bäume eingesetzt worden. Das Holz, nach dem Zweiten Weltkrieg als Bauholz angepflanzt, wird übers Forstamt verkauft. Ersatz steht in Drevenack bereit. 8000 junge Eichen aus der Baumschule Selders werden in etwa sechs Wochen angepflanzt. Zum Projekt, das für zehn Jahre mit einem Volumen von 200 000 Euro (Öko-Ersatzmittel für den Bau des Stewes-Baumarktes) angesetzt ist, gehört die Pflege der Eichen.

Bei diesen Arbeiten soll dann auch die spätblühende Amerikanische Traubenkirsche bekämpft werden. Dieser Einwanderer macht bekanntlich der heimischen Flora schwer zu schaffen. Diverse Vertreter der Spezies wurden gestern gleich mit Stumpf und Stil mitentfernt. „Da müssen wir am Ball bleiben“, sagt Oberender und erntet Kopfnicken von Revierförster Remter. Der weiß schon, wie die Eichen gesetzt werden müssen, um sie vor dem wuchernden Konkurrenten schützen zu können.

Peter und Sepp lassen solche Sorgen kalt. Sie stehen still, bis sie gebraucht werden.

 

 

 

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Kraft
und Konzentration

nrz

21.01.2013 | 18:46 Uhr2013-01-21T18:46:00+0100

Peter zieht Gestrüpp
aus dem Wald – Nicola Basten lenkt ihn mit Stimme und Zügel.Foto: Markus
Joosten

Wesel. Peter und Sepp verdienen sich ihr Futter –
derzeit leisten die beiden Rückepferde ihren Beitrag zur Aufwertung des Waldes:
Echte Schweißarbeit im Aaper Busch.

„Gegenseitiges Vertrauen ist die Voraussetzung“, erläutert Georg
Stevens aus Alpen die Arbeit mit den muskulösen Tieren. Sie müssen Kommandos
gehorchen und wissen, dass nichts Gefährliches oder Unmögliches von ihnen
verlangt wird. Der Auftrag: Gefällte Kiefern aus dem Wald ziehen, außerdem die
unerwünschte Traubenkirsche gleich mit entsorgen. Der 50-Jährige und seine Frau
Nicola Basten (44) arbeiten hart. Das ist ihre Vorstellung von Urlaub: Stevens
ist Kfz-Meister, Basten arbeitet als PTA in einer Apotheke. Bislang beschränkt
sich die Arbeit mit den Pferden aufs Wochenende – und auf den Urlaub. „Das ist
Entschleunigung pur“, sagt Nicola Basten. Und doch harte Arbeit für Mensch und
Tier.

Eindrucksvolle
Teamarbeit

Rückepferde sind als Waldarbeiter schonender als schwere
Maschinen. Dennoch: „Es wird viel darüber geredet. Eingesetzt werden sie
selten“, weiß Basten. „Pferde gelten als unwirtschaftlich.“ Das sieht sie
anders: „Wer Pferde einsetzt, benötigt weniger Rückegassen.“ Gemeint sind die
Arbeitswege im Wald, für die Pferde reichen gewöhnliche Forstwege, schwere
Maschinen benötigen breitere und zahlreichere Schneisen.

Immer wieder bleiben Spaziergänger stehen und schauen dem
Mensch-Tier-Gespann bei der konzentrierten Arbeit zu: Die Kommunikation ist
eindrucksvoll. Peter ist der Erfahrene im Team: ein süddeutsches Kaltblut,
zwölf Jahre alt, rund 800 Kilo schwer, ein Kraftpaket. Youngster Sepp ist ein
sechsjähriger Tiroler Noriker, ebenso schwer wie sein Kollege. Zwei Jahre
dauert die Ausbildung eines solchen Pferds. Das Duo bringt Bewegung in den
Wald: Drei bis vier Festmeter pro Stunde schafft jedes Tier klaglos (siehe
Box).

Gestern um 9.30 Uhr war Arbeitsbeginn – um 13 Uhr kauen die
Tiere zufrieden ihr Kraftfutter, Georg Stevens hat Decken über die
verschwitzten Pferderücken gelegt. Eine Stunde fressen, dösen, schmusen…
Zärtlich besabbert Sepp die Weste seines Herrn. War nicht bös gemeint…

Sind die Kaltblüter müde, lässt die Konzentration nach. Das wäre
gefährlich für Mensch und Tier. Erst um 14 Uhr geht’s weiter. Ist ein Stamm zu
schwer, signalisieren die Pferde das. Kein Problem für Nicola Basten. „Wir
lassen den Stamm liegen und ziehen ihn später zweispännig.“ Gemeinsam bewegen
diese Pferde beinahe alles.

Unter einer Voraussetzung: „Wir sprechen viel mit den Tieren. Es
darf nie Unruhe oder Stress entstehen, es gibt keinen Zwang“, erläutert Georg
Stevens. So entsteht Vertrauen.

Susanne Zimmermann